Die Grundvollzüge pastoralen Handelns der Kirche werden seit dem 2. Vatikanischen Konzil mit den Begriffen Diakonia, Martyria, Liturgia und Koinonia beschrieben. Mit diesen Begriffen lassen sich auch Realisierungsmöglichkeiten der Schulpastoral kategorisieren. In der schulpastoralen Praxis an öffentlichen Schulen geht es darum
- Leben und Glauben zu ermöglichen - Diakonia
- Leben und Glauben zu zusprechen - Martyria
- Leben und Glauben zu feiern - Liturgia
- Weggemeinschaft im Leben und Glaubenzu stärken - Koinonia
DIAKONIA
Da sein
Die 12-jährige Sina sitzt teilnahmslos und mit verweinten Augen montags früh im Unterricht, kein Wort ist aus ihr herauszubringen. Der Klassenleiter bietet ihr an, die Religionslehrerin in der wöchentlichen Schülersprechstunde am Montagmorgen aufzusuchen. Dort berichtet Sina nach einer kurzen Zeit der Stille: Ihre Oma ist gestorben. Sina erzählt von der schweren Krankheit ihrer Großmutter, von schönen gemeinsamen Erlebnissen und davon, dass sie ihr fehlt. Behutsam geht die Religionslehrerin auf ihre Trauer ein. Sie vereinbaren ein weiteres Treffen. Nach der Pause kann Sina wieder am Unterricht teilnehmen.
LITURGIA
Ankommen lassen
Sieben Uhr früh, noch stockfinster. Adventszeit. 25 Personen finden sich im Mehrzweckraum zur Frühschicht ein. Eine bunte Mischung vom Fünftklässer*innen bis zum 60-jährigen Mathe-Lehrer, auch die Sekretärin ist gekommen. Übungen zur Körperwahrnehmung, eine Geschichte, ein Symbol zum Nachdenken und Mitnehmen. Ein wenig unsicher manche. So kennt man sich gar nicht. Aber die Stimmung ist angenehm, erst beinahe feierlich, am Ende wird gelacht. Dann das gemeinsame Frühstück in der Schulküche. Ein 14-jähriger Schüler sitzt schweigsam da. Darauf angesprochen, sagt er: ”Wissen Sie, ich kenne das gar nicht, so miteinander frühstücken....ist wirklich schön.”
MARTYRIA
Sinn erschließen
Eine Nische im Gang vor den Klassenzimmern. Nackte Klinkerwand, ein ständiger Aggressionsherd. Die Idee: eine einladende Ruhezone zu gestalten. Ideenwettbewerb in den Klassen, Abstimmung mit der Schulleitung, Suche nach Sponsoren, zwei Väter, die Handwerker sind, arbeiten bei der Verwirklichung mit. So entsteht eine beliebte Ruhezone - zum Lesen, zum Unterhalten und zum Ausruhen. Je nach Jahreskreis werden der Raum sowie ein dazu gehöriger großer Schaukasten und eine Plakatwand gemeinsam von Religionslehrkräften und Schüler*innen inhaltlich gestaltet und geschmückt.
KOINONIA
Gemeinschaft erfahrbar machen
Im Rahmen der Nachmittagsbetreuung wird ein abwechlungsreiches Programm für jeweils eine Stunde nach der Hausaufgabenbetreuung geplant. Örtliche Vereine sind beteiligt, Lehrkräfte bringen sich ein. Auch Eltern übernehmen eine Woche lang die Gestaltung: Es wird Fußball und Basketball gespielt, ein Film geschaut und darüber diskutiert, mit Trommeln und anderen Instrumenten Musik gemacht, Drachen gebaut und fliegen lassen und manches mehr. Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen erleben Gemeinschaft und es macht ihnen Spaß.