Aschaffenburg
Andrea Buhler-Schmidt startet mit einem neuen Auftrag in das eben begonnene Schuljahr. Neben den 15 Stunden Religionsunterricht, die sie an zwei Grundschulen geben wird, hat sie zusätzlich neun Wochenstunden, mit denen sie sich mit der Koordination des Zusammenspiels von Religionsunterricht und der Arbeit in der Pastoral im Raum Aschaffenburg beschäftigt. Das auf zunächst zwei Jahre angelegte Projekt soll Religionslehrkräfte und die pastoralen Mitarbeiter in den Gemeinden näher zusammenbringen, Kooperationen fördern und ein gemeinsames Netzwerk schaffen.
„Bisher ist es so, dass man zwar voneinander weiß, aber noch wenig Synergieeffekte nutzt‘“, sagt die 52-jährige Religionspädagogin, die in Stockstadt ansässig ist. Sie arbeitet seit zwölf Jahren für die Diözese Würzburg am Untermain und war zunächst als Gemeindereferentin tätig. Neben ihren Aufgaben in den Gemeinden hat sie schon immer auch Religionsunterricht an Grund- und Mittelschulen gegeben. Diese Erfahrungen will sie jetzt in das Projekt einbringen, das sie „RUPAS“ nennt – eine Wortschöpfung aus Religionsunterricht und Pastoral.
In einem ersten Schritt hat sie zum bayerischen Schulanfang eine Umfrage erstellt, mit der sie die Bedürfnisse in diesem Bereich abfragen möchte. An einem digitalen Netzwerk, das den Austausch über Inhalte und Organisationsfragen fördern soll, arbeitet sie bereits. In den vergangenen Jahren ist an vielen Schulen außerdem die sogenannte Schulpastoral ausgebaut worden. Darunter versteht man Seelsorgeangebote, die von den Religionslehrern über den Regelunterricht hinaus für Schüler und Lehrkräfte angeboten werden. „Das bietet Möglichkeiten, auf ein offenes Ohr für die eigenen Probleme zu stoßen, es gibt Angebote der Trauerbegleitung, es gibt kreativ gestaltete Pausen und noch einiges mehr“, erklärt Buhler-Schmidt. Sie hofft, mit ihrer neuen Stelle dazu beitragen zu können, solche Hilfen weiter auszubauen.
Dass der Religionsunterricht einen wichtigen Stellenwert im Schulleben einnehmen kann, hat für Buhler-Schmidt auch die coronabedingte Lockdown-Phase im Frühjahr dieses Jahres gezeigt. „Es wurden damals verschiedene Ansätze ausprobiert. Ich selbst habe per Mail mit meinen Schülern Kontakt gehalten“, erzählt sie. Sie glaubt, dass das für die Kinder und auch für die Eltern wichtig war, weil es da nicht um Stoffvermittlung ging, sondern vor allem um Seelsorge. „Wir Religionslehrer konnten das Augenmerk darauf richten, wie es den Schülern und deren Eltern geht und wie man sie unterstützen kann“, sagt Buhler-Schmidt. Diese Zeit habe auch gezeigt, wie wichtig das soziale Zusammenleben ist und dass Leistung und gute Noten nicht alles sind. Genau hier sieht sie über die reine Wissensvermittlung zu Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen hinaus einen besonderen Beitrag, der von den Kirchen in der Schule geleistet werden kann.
Die Ziele der Projektstelle passen laut Buhler-Schmidt gut in die Schwerpunktsetzungen der Bistumsleitung, die für die Diözese Würzburg im Juli dieses Jahres erschienen sind. Dort wird unter anderem als Ziel formuliert: „Die Gemeinden und die Seelsorgerinnen und Seelsorger sind darin bestärkt, den Kontakt zu Kindertageseinrichtungen und Schulen aller Träger zu suchen und Chancen zur Gestaltung von Möglichkeiten der Glaubenserfahrung zu nutzen. Seelsorge, Schulen und Kindertageseinrichtungen sind vernetzt.“ Buhler-Schmidt wünscht sich, „dass es in jeder Schule im Raum Aschaffenburg eine Kontaktperson für die Gemeinden gibt, dass man voneinander weiß, sich vielleicht auch kurzfristig gegenseitig vertreten kann, wenn es Ausfälle gibt“.
bv (POW)