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Himmlische Zustände

Kleinostheim. „Pausenengel sind immer sehr hilfsbereit, halten Ausschau nach den anderen, sind freundlich und nett“, so beschreiben Vanessa, Alina, Tim und Lukas eine ganz besondere Sorte von Engeln, die an ihrer Schule in Kleinostheim seit dem letzten Schuljahr das Schulleben bereichern. Die vier verbindet nicht nur, dass sie in der Bischof-Ketteler-Grundschule in die vierte Klasse gehen, sondern auch, dass sie selber von Anfang an zu dieser besonderen Sorte der himmlischen Heerscharen gehören.

Im Rahmen der Schulpastoral haben sie sich von Religionslehrerin Katharina Gnandt für ihren Dienst ausbilden lassen. „Sie mussten lernen, richtig zuzuhören, sich eine gute Sprache anzueignen, mussten üben, wie man erkennt, ob ein Mensch traurig ist“, zählt die Lehrerin als wichtigste Ausbildungsziele auf. Der Einführungskurs lief für die freiwilligen Teilnehmer über ein halbes Jahr an den Nachmittagen. Es folgte ein dreiwöchiges Praktikum, das mit einer feierlichen Aussendung in der Schulaula abgeschlossen wurde.

Schlichten, helfen, trösten

Der Schirmherr der Aktion, Bürgermeister Hubert Kammerlander, hielt eine Rede, gemeinsam sangen alle das Schullied. Dann durften sie loslegen. Ihre Mission: in den Pausen ihren Mitschülern helfen, ein friedlicheres Miteinander schaffen und die Lehrer bei der Pausenaufsicht unterstützen.   Jeder Pausen­engel kann inzwischen von Einsätzen berichten. Kinder trösten, beim Schuhe binden helfen oder auch mal bei einem Streit dazwischengehen, das gehört zu den Dingen, die immer wieder vorkommen. Einmal die Woche haben sie in einer bestimmten Pause Dienst, immer gemeinsam mit einer Lehrkraft, die auch weiterhin die Aufsicht hat und bei schwierigen Fällen hinzugezogen wird.   Entwickelt hat dieses Konzept die Aschaffenburger Religionslehrerin Martina Vogel, die es seit 2003 an der Fröbelschule praktiziert. Inzwischen haben sich Schulen im ganzen Bundesgebiet diese Idee zu eigen gemacht. Die Idee, das „Projekt Pausenengel“ in Kleinostheim anzusiedeln, war im Elternbeirat geboren worden und bei der Schulleitung sofort auf offene Ohren gestoßen.   „Wir finden an dem Konzept sehr gut, dass Kinder sich hier um Kinder kümmern und damit die Werte, die wir vermitteln wollen, in der Pause selbst mittragen“, sagt die Konrektorin Ulrike Malta über die Pausenengel. Sie stellt nach dem ersten Projektjahr fest, dass die Achtsamkeit der Kinder untereinander gestiegen ist und die Konflikte zurückgegangen sind.  

Weiden-Tipis gebaut

Zu den Aufgaben der Pausenengel gehört es auch, die Pause insgesamt schöner zu gestalten. Dafür hatten sie sich gemeinsam mit ihrer Projektleiterin Katharina Gnandt und ihren Eltern in diesem Jahr nach den Osterferien ein besonderes Projekt vorgenommen: Auf dem Schulhof bauten sie vier Weiden-Tipis. Unterstützung fanden sie dafür bei der Gemeinde Kleinostheim und beim Obst- und Gartenbauverein.   Mit insgesamt 60 Männer, Frauen und Kindern waren sie einen Samstag lang zugange, zeichneten den Grundriss vor, hoben die Erde aus, pflanzten Weidenruten und banden sie oben zusammen. Ganz schön viel zu tun für die kleinen und großen Helfer. Zum Glück stellte der Elternbeirat der Schule zur Kräftigung der Arbeiter das Essen und Trinken zur Verfügung. Jetzt müssen die Weiden nur noch Wurzeln schlagen und aus den Ästen soll ein Blätterdach wachsen, dann ist auf dem Schulhof ein schattiger Ort zum Spielen und Spaß haben entstanden. Erste Triebe lassen Angelika Gnandt und ihre Pausenengel hoffen, dass die Tipis bereits nach den Pfingstferien genutzt werden können.   Den Kindern bereitet ihr freiwilliges Engagement sichtlich Freude. „Es macht Spaß, anderen zu helfen“, sagen Alina, Tim und Vanessa stellvertretend für alle Pausen­engel. Und Lukas fügt hinzu: „Es war schon auch cool, dass wir die ersten waren, die das an unserer Schule gemacht haben.“ Jetzt gibt es in der dritten Klasse auch schon Engelnachwuchs. Der zweite Ausbildungskurs ist abgeschlossen und bei der diesjährigen Aussendungsfeier durften die „alten Hasen“ den frisch gebackenen Himmelsboten ihre gelben Westen und den Button als Erkennungszeichen übergeben. Damit sind momentan an der Schule über 40 Pausenengel unterwegs – himmlische Zustände.   Veröffentlicht: 30.04.2013, Sonntagsblatt Nachrichten/Burkard Vogt